Dass der Sandarbeiter Daniel Hartmann den Unterkiefer aus Mauer so umsichtig behandelte, war vor allem dem Heidelberger Privatdozenten für menschliche Frühgeschichte Dr. Otto Schoetensack (1850-1912) zu verdanken. Dieser interessierte sich seit 1888 für die Sandgruben in Mauer und Umgebung, denen er regelmäßige Besuche abstattete und dabei die Sandarbeiter anhielt, mit den zu Tage getretenen Fossilien sorgsam umzugehen und ihn über ihre Funde umgehend zu benachrichtigen.
Auf Grund der in den Sandgruben seit 1830 geborgenen Tierfossilien schlossen Schoetensack und sein Freund Hermann Klaatsch, auch die Auffindung menschlicher Fossilien nicht aus. Ihr Optimismus wurde am 21. Oktober 1907 mit der Entdeckung des Unterkiefers in der Sandgrube Grafenrain belohnt. Zu Ehren seiner Universität, gab Schoetensack dem Fund den wissenschaftlichen Namen „Homo heidelbergensis“.
Nach Abtragung einer umfangreichen Sedimentschicht über der linken Kieferhälfte und der Zusammenfügung des in zwei Hälften zerbrochenen Fossils am Stratigraphisch-Paläontologischen Institut in Heidelberg, ging Otto Schoetensack an die wissenschaftliche Beschreibung des Unterkiefers. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von dem Anatomen Hermann Klaatsch, der als vergleichender Anatom bereits große Erfahrung mit menschlichen Fossilfunden besaß, sowie dem Anatomen Gottlieb Port, der die für die damalige Zeit revolutionäre Untersuchung der Zähne des Homo heidelbergensis mittels Röntgenstrahlen durchführte. An den geologisch-stratigraphischen Untersuchungen der Fundstelle war der Geologe Wilhelm Salomon beteiligt. Das Resultat dieser Gemeinschaftsarbeit war die innerhalb der erstaunlich kurzen Zeit von einem Jahr bereits 1908 publizierte Monographie „Der Unterkiefer des Homo heidelbergensis aus den Sanden von Mauer bei Heidelberg. Ein Beitrag zur Paläontologie des Menschen“. Dieses Werk gilt noch heute als vorbildliche Fundbeschreibung und machte Otto Schoetensack weltweit berühmt.